Luftpumpe vs. Schwerlastsänfte in Chambley
So bevor's Klagen gibt, irgendwann kommt ja der eine oder andere von der Arbeit, mancher hat sich womöglich einen Tag Urlaub genommen, um morgens der Erste zu sein, also hiermit ganz offiziell: der Tee ist frisch gebrüht und ich zwar noch ein wenig knautschig, aber wenn man in dem Zustand Mopped fahren kann, dann kann man ja auch irgendwelche blöden Stories raus hauen...
Den Anfang habt ihr ja alle mitbekommen, dunkelschwarzer Himmel vor der Abfahrt und fies engmaschiger Niesel - das hat sich dann vollständig in Luft aufgelöst - die ersten 2-3 Kilometer auf leicht feuchter Straße, dann war der Rest trocken. Die Hinfahrt auf eigentümlichen Strecken, teilweise Autobahn, war mehr Pflichterfüllung - ich wollte nicht spät und nicht völlig gerädert ankommen. Das hat geklappt. Vor Ort dann den spielenden Dosen auf dem Kringel zugeschaut und als Irol und Falo da waren, denen meinén Kram neben ihren Bauplatz geworfen, um noch kurz etwas Wurst, Käse und geistreiches zu besorgen. Irgendwann lief dann auch der Ralf ein - lächelnd, wortsparend - "Moin" reicht zur Begrüßung und in den meisten Fällen, in denen man angesprochen wird tut's ein "Gut" - zur Abwechslung auch mal "reicht". Er kann spätestens seit diesem Wochenende auch ganze Sätze und die sind in der Regel auch richtig gut! Aber zurück zum Topic. Das Team war also komplett, die Multifunktionshalle war irgendwann ohne großes Zutun der Gäste fertig aufgebaut und eingerichtet. Zeit für ein Zielbier, um dann bald Sättigendes aufzutischen. Stinklangweilig bisher, weil ja jeder nur angefahren ist, das einigermaßen entspannt haben wollte... ging trotzdem bis gegen 2 Uhr nachts, bis die Freude über das Wiedersehen soweit nachgelassen hatte, dass wir ins Bett konnten. Moppeds waren eh längst abgeklebt und abgenommen.
Zwischenstand: Ralf kann an beiden Tagen teilnehmen, blöderweise wollte er in meine Gruppe - andererseits fährt sich's mit dem Kerl ja wirklich schön, egal wo, so what! Nachdem sich alle Lehrlinge auf die Instruktoren verteilt hatten, war eigentlich nur noch die zweitschnellste für Ralf und mich übrig - dort wird üblicherweise einiges flotter gefahren, als ich das auf die Dauer eines ganzen Turns vertragen kann. Mal zwei Ecken knallen, ok, aber 20 Minuten lang jede Ecke... huiuiui, da muss man einen anderen Betriebsmodus einschalten, den ich scheue, weil er mir zu riskant scheint. Erklär ich vielleicht mal noch.
Wir waren dann also zur viert der Obhut und dem Goodwill von Markus und Uwe - ausgeliefert. Die ersten 20 Minuten machte jeder ungefähr das, was er für richtig hält, bekam dann mehr oder weniger die Ohren gewaschen, manchmal auch den ganzen Kopf. Da nicht jeder den Kurs gleich gut kennt, und nicht jeder mit gleichem Anspruch unterwegs ist und das Material sowieso ganz anders ist, hat jeder vielfältige Möglicheikten den anderen aufzufallen... wie das jeweils aufgenommen wird unterscheiden sich die Geister sehr. Mancher merkt erst jetzt, dass die Überzeugung unfassbar schnell und sicher zu sein eine Illusion war. Unser erster Turn war richtig flott (für meine Verhältnisse) und Ralfs Dicke war mechanisch schon am Endanschlag. Also etwas Gymnastik geübt und dem einen oder anderen Linientipps ausgesprochen. Zweiter Turn. Gleiche Geschwindigkeit, Gymnastik und Linie passen besser. Dritter Turn und Gymnastik ist optimiert, die Linie sitzt, Tempo gleich, alle viel entspannter. Dritter Turn etwas Tempo nachgelegt. Mittag. 35 Grad im Schatten, die ersten 3 Liter Wasser sind durch, der Appetit hält sich in Grenzen, aber Lori hat uns was hingestellt und man löffelt sich dann eben eine Kleinigkeit rein - war ja auch anstrengend.
Nachmittags dann im ersten Turn das Suppenkoma überwunden, im zweiten leicht angezogen, im dritten die Tagesbestleistung von 2:23 rausgefahren (was Kindergarten ist, weil der youtube-Streckenrekord irgendwo im kleinen 1:50er-Bereich liegt und selbst so ein Alltagsfahrer wie der Falo eine 2:00 runterrollt - er gibt immerhin zu, dass das schon ganz schön Arbeit ist so zu fahren und ohne entsprechend präpariertes Fahrzeug wird das wohl auch kaum machbar sein... Irol in der gelben (ungeguideten) Gruppe im kleinen 2:30er-Bereich, was jetzt imho sehr fluffig ist. Immerhin sucht sie sich den Weg selbst und muss auf Sicht Geschwindigkeit und Linie finden, während Ralf und ich nur plump das nachmachen mussten, was vor uns einer als idiotensichere Vorgehensweise vorschlägt. Da ein einziger Fehler schnell mal 2-3 Sekunden kostet, ziehe ich
den Hut vor Loris schnarchlangsamer Zeit - ich wäre wohl im gelben Berufsverkehr nicht viel schneller und wäre wohl mental hart am Limit. Es liegen Welten zwischen den einzelnen Fahrern.
Abends erste Videos von Tag geguckt, Essen satt und viel Flüssigkeit... wie sich Sonntag früh herausgestellt hat zuwenig alkoholfreies aber der Abend war's wert. Hoffentlich geht's gemütlich los in dem Zustand.
Es ging gemütlich los - also etwa so, wie die Einführungsrunde am Samstag. Der erste Turn war noch Arbeit und dann fing für mich bei minimalem zusätzlichen Zug der Guides das freie Spiel an. Ralf war ja mit seinem Hauptständer etwas behindert, aber nachdem die ersten 3mm runtergespant waren, ging's bei dem auch überraschend fluffig - und ein großer Turner vor dem Herrn ist er auch! Geil! Weil ich schaltfaul im Dritten gefahren bin, hatte ich etliche Male das Nachsehen, wenn die CBF aus den Ecken zieht, aber im Kurveneingang konnte ich alle möglichen Variationen ausprobieren, etwas früher rein, etwas schneller rein, etwas weiter laufen lassen - nicht ansatzweise am Limit von Fahrwerk, Reifen oder sonstwas. Vorbereitung für Manöver, die ich irgendwann beim frei Fahren brauche, wenn im Kurveneingang einer innen oder außen vorbeibremst und man einem Hinterrad ausweichen muss, das plötzlich unmittelbar vor dem Vorderrad quert - technisch spielerisch also eingeübt, aber noch nicht getestet wie weit mich sowas mental aus dem Konzept bringt - nächstes Mal vielleicht einen Tag lang gelb? Am Ende hatten wir jedenfalls eine Turn-Durchschnittsgeschwindigkeit die mit knapp 80kmh gut 10km/h über der ersten Runde lag, im Schnitt um 3kmh höher war, als der Turn mit der Bestzeit vom Samstag (Schätze dass da undokumentiert eine Runde um 2:20 dabei war) und das im Wortsinn harte Limit wurde durch die Dicke gesetzt. Ich war der einzige, der sich traute den Eimer zum Vordermann zu haben - alle anderen haben geheult, dass der Ralf ihnen irgendwann bei seinem Abflug die Linie versauen könnte. Spätestens jetzt war ich froh, dass ich mit Ralf im Team war. Der läuft wie ein Uhrwerk, ist furchtlos schräg, hat immer Zug am Hahn, rollt göttlich zuverlässig seine Bahn und spielt nebenher die eine oder andere Sekunde ein, indem er Linienvariationen ausprobiert und das Optimum dann konsequent wiederholt, wenn er an diese Stelle erneut kommt. Wenn er mal irgendwo besser rauskam, hatte ich echt zu tun 30-40 verlorene Meter wieder gut zu machen.
Alles gut also - Feierabend. Die Multifunktionshalle wurde abgebaut und Cafe Simon reiste ab. Ralf und ich waren zu fertig um ernsthaft an Heimflug zu denken. Wetter trocken, herrlich! Auf der Suche nach Eiswürfeln für den Feierabend-Ricard, bin ich dann in eine Trinkhalle geraten, wo ich Bier trinken musste, wo irgendwann der Grill angeworfen wurde und später bei mittlerem Pegel auf Ralfs Drängen hin die Tagesvideos gesichtet wurden. Endlich habe ich da verstanden das der nervös wirkende Kerl in unserer Fahrgruppe seine 636er Kawasaki einen Gang kleiner fährt als ich, im Kurvenausgang dann unendlich Boden gut macht und spielerisch Varianten am nächsten Kurveneingang ausprobiert - @Stefan, sehr geil gefahren! Wenn ich mir ins Hemd mache, der Ralf mit dem Ständer kämpft, spielt der noch... gerne wieder und vielleicht ergibt sich mal ein Spiel im Schwarzwald - der Stefan wohnt mehr oder weniger bei mir ums Eck.
Damit mir der Ralf mein Wohnzimmer nicht aufbauen musste, habe ich mich kurzerhand für die Nacht im Trinkpavillion eingemietet und nachts gegen zwei den Schalfsack dort hin getragen... vorher natürlich die Zündung am Mopped ausgemacht, die ich wohl am Trainingsende um halb fünf vergessen hatte... Tiefschlaf bis etwa 7 Uhr, Dusche, Kaffee bei den Clubhausbesitzern.
Stefan stand dann irgendwann in Unterhose und Shirt neben dem Auto und hatte wohl am zentralverriegelten Bus die Schiebtür zulaufen lassen... der Schlüssel natürlich drin. Die Einbruchsicherung moderner Fahrzeug ist so gut, dass man da eigentlich nichtsmehr machen kann und so wurde trotz einiger vielversprechender Ansätze die Verriegelung zu überwinden nach etwa zwei Stunden die Flex aus Nachbars Werkzeugkasten gefummelt und ein Loch in der Außenhülle des Fahrzeugs geschaffen, durch das man das Täschchen mit dem Schlüssel angeln konnte - alles gut. Dass ich zwischenzeitlich meine Heimreise antreten wollte sei noch erwähnt, aber die Batterie war offenbar schon zu leer. Ich hatte also während des gesamten Einbruchsversuchs meine Huddel am Ladegerät und konnte miterleben, wie ungeschickt sich Deutsche Urlauber beim Autoaufbruch anstellen. Respekt allen, die sowas in 5 Sekunden schaffen.
Gegen 11:30 bin ich dann losgefahren und gegen 15:45 war ich daheim. Platt!
Der S22 ist eine Wucht. Die kleine Huddel ist zum Knutschen. Mein bisher fluffigstes Wochenende am Kringel. Das muss wiederholt werden, und wenn ich Zeit machen will, muss ich das einen Gang kleiner mal probieren. Und weil der Ralf sas womöglich auch nochmal macht, muss der jetzt nach einem besseren Werkzeug Ausschau halten. Dumm gelaufen.
Tee ist leer - ich mach mich jetzt mal noch an mein Frühstücksmüsli und mach nebenher Fehlerkorrekturen und ihr habt jetzt den geforderten Roman. Statt Blumen an mich schickt ein paar Groschen an Djarama.de ... oder macht halt mit der Kohle selber mal ein Training. Habe fertig.
Hier noch schnell zum mitfühlen:
https://youtu.be/C8zB_EENZdc