Jesses, fast ein Jahr seit der letzten Statusmeldung... hatte gedacht, das ich zwischendurch mal aufgefrischt hatte, aber war wohl durchgerutscht. Also kurz den aktuellen Stand.
Im März war mein Schwager mal wieder vor Ort um drei größere Projekte in Gang zu setzen, die wir für dieses jahr auf dem Zettel hatten: Sanitäranlage für die Schule (in vulgo "Außenklo"), drei Solarstationen mit je 200W Peak und mit Pufferbatterie etwa 2kWh Kapazität, und weil jetzt endlich der dritte Lehrer da ist, ein zweites Wohngebäude für das Schulpersonal und dessen Familien. Zudem wurde ein neuer Brunnen in Angriff genommen und kleinere Reparaturen laufen ja eh immer.
Mein Schwager war eine Woche vor Bekanntgabe der Kontakbeschränkung in D ausgeflogen und die Lage in Guinea... war noch unbekanter, als sie zu der Zeit bei uns war. Zudem waren in Guinea Neuwahlen angesagt und die ganze Lage sah dann ziemlich plötzlich sehr ungewiss aus. Kurz nach der Wahl wurde die Haupstadt von Polizei und Militär gegen den Rest des Landes abgeriegelt und es ist wohl heute noch nicht klar, ob das was mit Corona oder mit dem Wahlergebnis zu tun hatte - gottlob war unser Projektmanager zu dem Zeitpunkt nicht im Hinterland und dank einiger glücklicher Umstände bekam er recht zeitnah einen Rückflug. Er ist nach drei Wochen vor Ort gesund und einigermaßen zufrieden aber zwei Wochen früher als erwartet heim gekommen.
Natürlich war die Zeit nicht, alle Gewerke abzuschließen - immerhin funktioniert unsere Elektroinstallation - alles andere muss unser junges, neues Vor-Ort-Team fertigstellen. Rohbauten sind soweit abgeschlossen, aber Verputzarbeiten an den Gebäuden, Fenster, Türen fehlen noch, der Brunnen muss auch noch vertieft wertden und braucht dann eine Einfassung sowie den Deckel, damit da keine Katze reinfällt... oder wer anderes.
Und da kommen wir schon zu einer weiteren schönen Nachricht: wir haben einen der Lehrer und zwei Dorfbewohner "angestellt", die nun für 40€ pro Monat (ganz grob 20% eines Lehrergehalts) die Aufsicht über unsere Installationen haben, die Handwerker beauftragen können und die Arbeiten lenken, betreuen und abnehmen. Bisher war ja keiner vor Ort "verantwortlich" und die Arbeiten wurden nur durch- bzw. weitergeführt, wenn mein Schwager dort war. Mit dem neuen Team gehen wir davon aus, dass zumindest die Instandhaltung auch während des Jahres erfolgt und dass "angefangene" Bauten einigermaßen zeitnah und fachlich korrekt fertiggestellt werden. Wir können uns dann also ein wenig zurücklehnen und unsere Möglichkeiten und Wünsche für kommende Maßnahmen in Einklang bringen. Für Kasseri ist das ein erster Schritt aus der abhängigen Entwicklungshilfe durch uns in ein eigenverantwortliches Vorantreiben unserer Hilfsangebote. Ich träume weiterhin von lokalem Handwerk mit einem eigenen Genossenschaftsgebäude - Werkstatt, Lager, Arbeitsplatz für einige und Anlaufstelle für die Region... wie gesagt: vorerst ein Traum - aber so erreichbar wie noch nie.
Wir haben jetzt also elektrifiziert. An drei Stellen im Ort können Akku-Lampen, Mobiltelefone oder Klimbim aufgeladen werden, an der Schule kann ein Notebook betrieben werden udn in einem Jahr werden wir wissen, ob diese Größenordnung im Alltag besteht, oder ob die Kapazität am Bedarf vorbeigeplant ist. Wir werden auch wissen, ob die Installation die tropischen Umgebungsbedingungen überlebt... ganz schön spannend.
Eine schlechte Nachricht gibt's leider auch. Ein guter Freund ist überraschend gestorben, der uns in den letzten Jahren sehr bei Transportaufgaben und als Fahrer unterstützt hat - wieder bleibt eine Frau zurück und drei Kinder. Um ein bisschen zu entlasten, übernehmen wir für zunächst ein Jahr das Schulgeld für die Kinder und werden mit der Witwe darüber reden, ob und wie wie wir einen wirtschaftlichen Neubeginn unterstützen können - sie ist ja nun Alleinverdienerin im Haushalt...
Wir hatten sowas ja schonmal mit einem unserer Maurer, der gestorben ist. Seine Frau bekam auf eigenen Wunsch eine Gefriertruhe und lebt nun vom Fischhandel. Der Laden läuft zufriedenstellend. Ein kleiner Erfolg.
So, ihr seid auf dem Laufenden. Wer Bilder guckenb oder pathetische Texte lesen will, guckt selbst auf
www.djarama.de - wer nicht will, lässt's bleiben. Danke für die Aufmerksamkeit - Djarama!
PS: die Photovoltaikstationen waren dann doch etwas teurer als vergangenes Jahr geschätzt... rund 1500€ muss jetzt je Anlage veranschlagt werden - aber inklusive einem Satz Ersatzmaterial für die drei Stationen - wir haben also Material für vier Stationen, aber nur drei gebaut und wenn jetzt ein Laderegler, ein Spannungswandler oder ein Modul ausfällt, dauert die Raparatur keine drei Monate, bis Ersatz geliefert ist. Die ggf. nötigen Reparaturen kann dann unser neues Vor-Ort-Team organisieren oder selbst erledigen.