Chambley mit Vollpension
So Kinners, hab den Frühstückstee zwar schon fast leer und ich hatte ursprünglich gedacht ich texte euch erst gegen Wochenmitte/-ende nach dem Schwarzwald zu, aber jetzt findet sich grad doch Zeit und Lust ein...
Wie an irgendeiner Stelle hier im Forum zu lesen war, hat mich ja Falo eingeladen am 21.06. mit ihm und Irol einen öden, langweiligen Brückentag in Chambley zu verbringen und wieder Erwarten hatte der Lehrdienstleister noch einen freien Platz für den Nachzügler. Ich bin da also am Donnerstag mit Schlafsack und Notfallregenzeug hin und war auf einen gemeinsamen Abend, einen Tag mit dem hoffentlich richtigen Instruktor und einen abendlichen Höllenritt nach Hause eingestellt. Klingt gut, klingt kurz und klingt saumäßig anstrengend. Wurde besser.
Anfahrt hatte ich sehr früh begonnen, da für den Nachmittag relativ sicher ausgiebiger Regen angesagt war und so war ich schon gegen 14 Uhr am Nachmittag am Ziel, ohne viel Wasser zu sehen. Und obwohl wir uns erst gegen 17 Uhr treffen wollten, waren Falo und Irol schon da und waren grad am Aufbauen ihres Wochenendhäuschens. Ich hab versucht ein bisschen mitzuhelfen, habe aber vermutlich mehr aufgehalten als voran gebracht - die zwei sind ein beeindruckend eingespieltes Team. Immerhin hat mich das ein bisschen angestrengt und ich kann mir da wenig vorwerfen.
Als der Hausrat eingerichtet war, machte mir der Falo meine nach 6tkm ein wenig schwächer werdenden MR5 runter und nagelneue S21 auf meine Luftpumpe, von denen man ja viel Gutes lesen kann, die ich relativ billig schießen konnte und vor denen ich ein wenig Angst hatte, weil angeblich geringe Eigendämpfung. Abendessen, Anmeldung, technische Abnahme, alles gut und der Abend konnte mit Schlummertrunk und Geschwätz abgeschlossen werden. Isomatte ausrollen, in den Schlafsack...
Morgens Frühstück und Fahrerbesprechung - alles sehr relaxt, weil ohne inneren Wiederstand sehr früh aufgewacht und schon vor dem ersten Kaffee eine kleine Wanderung über den Rundkurs erledigt war. Gruppenauswahl? Zweitlangsamste schien mir vernünftig, der Instruktor hieß Martina was sich aber im Lauf des Tages zu Hase gewandelt hat.
Erster Turn wie gehabt gemütliche Streckeneinführung und gleich mal gesehen, dass wir da ein Mädel in der Gruppe hatten, das zwar in der Vorstellungsrunde von großzügige Rennstreckenkenntnissen erzählt hat, aber ganz offenbar selbst bei eher touristischer Fahrweise keine Kurve trifft. Bei der Nachbesprechung waren natürlich die Reifen schuld, kein Vertrauen, ganz komisch trotz Reifenwärmer... und wie sich zeigte waren ihre M7 auf Empfehlung für die Rennstrecke auf "dort übliche 1,9v/1,7h" aufgepumpt...warm natürlich. Man ahnt, weshalb sich da kein Vertrauen einstellen wollte
In der Pause bis zum zweiten Turn hat sie dann Luft reingemacht und danach war alles gut.
Ach, Reifen! Mit meinen Pellen bin ich zwar mit Sorge auf den Kurs gefahren, aber ganz ehrlich hab ich noch nie einen Reifen so schnell vergessen wie den S21. Fährt unglaublich neutral und ohne Eigenart genau das was ich will - nur auf den Curbs schmiert er weg. Da zuckt's dann kurz an der Hinterhand und die Motivation steigt, die Linie wirklich sauber zu treffen. Im Lauf des Tages dreimal zu eng gekommen, dreimal gezuckt und ansonsten waren die Dinger überhaupt kein Thema.
Gruppenkonstellatiuon war so wie ich es am liebsten habe: ein Typ der völlig unaufgeregt eine ganze Ecke schneller kann als ich, ein Mädel das sehr viel konzentrierter und sauberer fährt als ich, scheinbar nie Fehler macht aber an manchen Stellen einen Hauch langsamer ist, als ich gerne würde und ein Mädel, das in den schnelleren Abschnitten wegzieht, aber an den fummeligen Stellen im Weg steht. Insgesamt ein gutes Team mit Potential für vermutlich +/- 5 Sekunden Rundenzeit.
Über den Tag stieg dann auch die Durchschnittsgeschwindigkeit der Gruppe von 63 auf 69km/h an, was mir an Ende deutlich zu langsam war, aber auch gut, weil ich mich bei verhaltener Gangart konzentriert die Linie konzentrieren konnte.
Dann kamen die Geschenke: Falo und Irol hatten beschlossen, noch über Nacht zu bleiben und Samstag nochmal zu fahren und haben mich eingeladen, doch auch über Nacht zu bleiben - also nicht noch heimfahren zu müssen. Cool! Und ach! Da kann ich ja Samstag früh noch ein oder zwei Turns machen und dann tiefenenspannt um 11 den Heimweg antreten! Der Organisator gab dafür grünes Licht. Richtig gut. Abends war dann nach der gemeinsamen Abendessen und anschließender Streckenbegehung ein Bier für mich zu wenig in Irols Fundus aber ich hab trotzdem gut geschlafen. Richtig gut!
Wieder Frühstück, kurze Aufregung, ob ich eine Gruppe finde, in der ich gut aufgehoben bin und bei Jost als Instruktor gelandet. Das Mädel ohne Luft vom Freitag im Team und ein wenig Sorge, dass die mir den Spieltrieb versaut, ein Unbekannter mit S1000R - zu dritt, cool!
Erster Turn lief entspannt. Das Mädel hatte viel gelernt und zeigte Luft nach oben, der Bub konnte das auch und Jost ging richtig behutsam ans Gas, hatte aber immer Zug. Kamen wir nicht mit war eine Kurve etwas behutsamer und dann legte er wieder moderat zu. Sehr feinfühlig, sehr gediegen. Passt!
Der zweite Turn worde um einen Gruppenneuling bereichert - ein echter Kamikazepilot der mit abenteuerlichen Manövern spektakuläre Stunts hinlegte, die Gruppe nicht einbremste, aber nach dem Turn völlig fertig mit den Nerven war. Der Videobeweis zeigte dass er zwar mit dem Arsch fast auf der Fußraste sitzt, aber mit dem Oberkörper "entgegenwirkt", also mit dem Arsch einen Hangoff simuliert, in Wirklichkeit aber die Maschine drückt und so die Nachteile beider Techniken geschickt vereint. Wieder Erwarten wurde mein flapsig anmaßender Einwurf, dass er für den Scheiß den er fährt sauschnell ist von Jost mit anerkennendem Kopfnicken und einem knappen "genau" kommentiert.
Vor lauter Aufregung und weil's ja jetzt zweimal schön flott lief bin ich dann aus versehen den dritten Turn mitgefahren... Scheiße, dass ich eigentlich heimfahren wollte fiel mir erst in der ersten Runde des dritten Turns ein. Naja, auch gut.
Die drei Samstagturns hatten dann als Durchschnitt 71, 73 und 75 km/h und ich hätte noch ein wenig Luft gehabt, aber das Risiko die Linie zu verpeilen steigt dann. Das Mädel ohne Luft hielt tapfer mit, der Kamikaze war im dritten Turn ein bisschen weniger gefährlich unterwegs, der S1000R-Fahrer übte geduldig gelangweilt Sitzhaltung und Linie. Feierabend, packen und heim.
Das Grinsen scheint festgewachsen, die Backen schmerzen und überhaupt schmerzt alles. Muskelkater an Stellen die es am Donnerstagabend noch garnicht gab. Jetzt geht's noch für zwei Tage zum Ausrollen in den Schwarzwald. Muss packen, noch eine Kleinigkeit essen und dann gegen halb 12 los. Wie geil ist das denn!
PS: an dieser Stelle nochmal ganz ganz herzlichen Dank Olaf und Lori für Bed&Breakfast das nächste Mal dann noch bitte mit Massage.