Nicht, dass noch jemand denkt, ich bin trainingsfaul

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Nachfolgend meine Erfahrungen auf einer für mich neuen Rennstrecke im schönen Südfrankreich.
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2024 war ich grad Ende April in Misano auf dem Circuit, als mir ein Kumpel in den höchsten Tönen die Rennstrecke in Ledenon ans Herz legt. Also habe ich diese mit seiner Truppe zusammen für 5 (von 6 möglichen) Fahrtage gebucht und hatte also einen Ostertermin 2025 in Südfrankreich.
Das gilt ja fast noch als heimatnah bei mir, sind es doch nur ca. 1170km bis dorthin.
Leider musste ich diese allein fahren, da Dolores zu dieser Zeit einen Reha-Termin bekommen hatte. Und da ich ja ohnehin immer sehr zeitig am Zielort sein will, habe ich trotzdem eine 2-tägige Anfahrt geplant. Mit Zwischenübernachtung in Lyon mit Anhänger aufm Campingplatz am Stromanschluss und ich selbst im anliegenden B&B-Hotel, das mich kaum was kostet, weil ich dafür übers Jahr Punkte sammele.
Essen gehe ich dort (jetzt schon das zweite Mal) zu einem nahen Italiener, der bei Bewertungen extrem verrissen wird, der aber wirklich gut ist.
So war ich nach einer zufriedenen Nacht dann sehr entspannt am frühen Nachmittag in Ledenon und fuhr die mir vorab als schwierig angekündigte Anfahrt zur Rennstrecke hoch (Diese liegt über dem Ort auf einem Berg). Die Ankündigung war nicht wirklich übertrieben, die Zufahrt ist schon speziell, wenn man weiß, dass da ja auch Sattelschlepper hoch fahren
Hier mal ein Video von den letzten ca. zwei Kilometern
Vor den verschlossenen Toren blieb ich dann erstmal umguckend stehen (wir hatten einen Tor-Code bekommen, der für uns ab 18:00 Uhr Gültigkeit haben sollte). Dabei winkte mich ein in einem offiziell aussehenden PKW auch davor parkender Franzose zu sich und er gab mir den aktuellen Code (Wie sich später rausstellen sollte, funktionierte auch unserer Code jederzeit.) und ich nahm das als Anlass, mir schon vorzeitig Einlass zu gewähren. Hat auch niemanden interessiert und im Fahrerlager waren nur ca. 5-7% der Stellflächen von den Teilnehmern der noch laufenden Veranstaltung belegt.
Also begann ich schonmal mit dem Aufbau an einem Platz, den ich vorher mit meinem Kumpel besprochen hatte. Der kam dann auch ca. 30
min später an, fuhr mit unserem Code auch direkt rein, suchte dann aber doch einen Platz am Rand des Paddocks, weil er einen "verhaltensunsicheren" Hund dabei hatte

. Ich parke also nochmal um und das schon aufgebaute Zelt trugen wir zu sechst dann einfach an die neue Stelle.
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Nach dem Aufbau dann Anmelden beim Veranstalter. Technische Abnahme gabs im Fahrerlager am eigenen Zelt. Sehr vorbildlich!!
Nach 1-3 Ankommenskaltgetränken ging es dann ins Bett in freudiger Erwartung auf die neue Strecke, die ja ein sehr ansprechendes Layout haben soll.
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Nachts dann etwas Regen und nach dem Aufstehen alles nass. Ich nehme mir mein Fahrrad und mach trotzdem meine morgendliche "Kontroll- und Warmfahr-Fahrt" über die Strecke. Was bin ich froh, dass ich ein E-Bike habe. Die Strecke geht permanent rauf und runter, zum Teil sehr steil, viele blinde Stellen, erinnert mich sehr an die Renne in Portimao. Freude kommt also auf. Es muss halt sehr schnell trocknen... Macht es aber nicht. Zu wenig Sonne, zu wenig Wind und ab und an nieselt es sogar nach.
Ich warte nach der Fahrerbesprechung zunächst noch ab, wie es sich entwickelt, entscheide mich dann aber doch, mit dem Regenmopped, der S1000R meiner Frau zu fahren. Die hat für diese Bedingungen passende (Straßen-)Reifen drauf. Denn zunächst ist es auch nicht nass genug für richtige Regenreifen. Also eben Umbauen von Straße auf Renne und es kann los gehen.
Im Turn vor der Mittagspause fahr ich dann raus und nach 2 Runden wieder rein. Rot! Irgendwo ist jemand gestützt und kann nicht genug geborgen werden. Für den Turn nach der Mittagspause nehme ich mir dann den Instruktor, der auf Nachfrage auch im Regen fahren wird. Der wird nämlich häufiger und ich habe dann sogar die Regenjacke an.
Der Instruktor zeigt mir dann auf meine Vorabbitte aber die trockene Linie und wir besprechen danach auch die Linie, die im Trockenen gefahren werden wird.
Den restlichen Tag fahren wir dann aber trotzdem noch um irgendwelche Pfützen oder später Wet-Patches (wie es ja neuerdings im MotoGP-Hofmann-Sprech heißt

) herum und bekommen ich bekomme ein Gefühl für die Strecke. Die muss man lernen, weil man tatsächlich wenig sieht, viel blinde Kuppen, die man trotzdem vorher richtig anfahren muss.
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Am zweiten Tag fahre ich dann zunächst nochmal mit dem Regenmopped los.
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Es wird sehr langsam trocken und als die ersten dann die Slicks probieren, werde ich auch mutiger, überhole noch einen der ersten, die auf Slick unterwegs sind, verliere dann aber auf einem immer noch vorhandenen "Wet-Patch" das Vorderrad und bekomme 90% Schräglage, die leider anhält

.
Das Mopped rutscht ca. 10m bis in den Kies und ich hinterher. Ich stelle das Mopped schnell auf, damit keine Flüssigkeiten irgendwo hinlaufen, wo sie nicht hin sollen und will es auf den Seitenständer stellen. Die Streckenposten winken mich dabei schon sehr aufgeregt weg, weil ich mich ja noch in der Sturzzone befinde. Einen großen Stein für den Seitenständer finde ich nicht, merke aber schnell, dass das Mopped auch so im weichen Kies stehen bleiben wird, wackele also noch 3 mal hin und her und es steht tatsächlich frei ohne Ständer

. Ich gehe dann zum Reifenstapel und als ich dort ankomme, ist dann auch schon Rot geflaggt und der Schandwagen kommt.
Ich also wieder zurück zum Mopped, die Streckenposten schauen zweimal um Moppeds rum, schütteln noch ein paar Steine raus und erlauben mir dann, selbstständig mit dem Mopped über den Wirtschaftsweg zurück ins Fahrerlager zu fahren.
Hier machen wir dann erstmal einen Schadensaufnahme:
- Sturzgrund: bekannt und vermeidbar
- Fahrer: völlig unbeschädigt (also außen jedenfalls

)
- Kombi: Airbag hat nicht ausgelöst (was genau richtig war), nur zwei LEDS sind defekt. Kaum neue Kratzer im Leder
- Fahrzeug: ca. 200g schwerer (viele Steinchen um Bug), kaum sehbare Kratzer an einem austauschbaren Verkleidungsteil,
der Zubehör-Slider am Motordeckel hat gut funktioniert.
Also NIX !
Mittlerweile waren Strecke und Wetter ohnehin Slick tauglich und ich konnte die RR rausschieben.
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Mit meiner Zeit auf dem Strasseneimer war ich mittlerweile ich Gruppe C gerutscht, was mir im nächsten Turn so gar nicht taugte. Ich überhol ja schon gerne, aber wenn ich auf so kurzen Geraden nicht erkennen kann, ob ich links oder rechts vorbei muss, weil, ich sag mal, sehr linienkreativ gefahren wurde, macht es mir das Überholen dann zu gefährlich und ich reagierte. Ich nehme mir meinen Instruktor nochmal für den nächsten Turn zum Trockentraining, schreibe mich bei ihm bei B ein und kann wieder in die Gruppe B zurück wechseln.
Nur gut!! Der Instruktionsturn war eine Offenbarung. Der Instruktor hat richtig richtig Spaß gehabt (nachdem er gemerkt hat, dass man mit mir überholen kann) und am Ende das dicke Grinsen im Gesicht. Und ich ja sowieso. Mal so fix mehr als 10 sek. schneller gefahren als vorher. Ich gehöre sowas von in die Gruppe B, jawoll ja
Hier mal ein Turnvideo, bei einem man einen Eindruck der Strecke bekommen kann:
Abends dann nochmal ein mittlerer Aufreger: Ich habe die RR auf dem Zentralständer schon im Zelt und will sie nur quer etwas zur Seite schieben. Da kippt sie mit dem Ständer um. Warum? Die Zentralständer-Hülse, die als Rahmenschraube im Getriebegehäuse steckt, ist gebrochen - im Rahmen!
Zum Glück habe ich genug Ständer dabei und kann die baugleiche Hülse aus Loris Straßenmaschine nehmen und so weiter machen.
Unnötige Aufregung. Nach einem Gespräch mit dem Hersteller oder Vertreiber des Ständers geht der Mitarbeiter von einem auch nach Jahren reklamationsfähigen Materialfehler aus. O-Ton: Das Gewinde darf nicht an der Hülse brechen.
Mal schauen, was daraus wird. Eigentlich habe ich keine Lust, wie schon früher bei eigenverschuldeten Brüchen des unteren Haltepins wieder eine komplette Adapterplatte kaufen zu müssen. Davon hab ich schon genug rumliegen
Am dritten Tag dann perfektes Wetter ab dem Morgen.
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Also alles auf Angriff! (auf die Zeit)

. Ich konnte die Zeit aus der Instruktion dauerhaft bestätigen und habe auch bei einem idealen Turn (knapp (bis dahin) schnellerer Kumpel aus meiner Gruppe direkt vor mir als Target, konnte er mich zu einer 1,5 Sek. schnelleren Zeit als der Instruktor ziehen.
Abends gabs dann Pizza beim örtlichen Pizzabecker im Ort. Also Wagenräder. Ca. ein viertel Quadratmeter für 11,- Euro

.
Das lohnte dann auch den Weg wieder zu Fuß nach oben ins Paddock
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Am vierten Tag gabs dann trotz einigen Rotphasen viel Fahrzeit, aber keine zeitliche Verbesserung mehr. Dafür waren zu wenige Fahrer auf der Strecke, sodass ich zu oft kein Target hatte. Aber bis auf eine Sekunde an meine Bestzeit konnte ich häufig noch ranfahren.
An dem Tag erfuhr dann auch, dass es für die anderen in der Gruppe der letzte sein wird. Sie hatten nur 4 Tage gebucht. Ich beschloss dann auch, einzupacken. Schon vor einigen Jahren hatte ich beschlossen, niemals allein auf einer Rennstrecke zu fahren. Stürze passieren da halt häufiger also sonst und ich möchte keinem Fremden zumuten, mein Geraffel zusammenräumen zu müssen. Und da ja diesmal auch Lori nicht dabei war, war auch für mich nach 4 schönen Tagen Fin à Ledenon.
Nach einem schönen Reste-Essen aus meinem Kühlschrank und anderen Mitbringsels haben wir spät abends noch den Pavillon weggebaut (es sollte und hat dann auch nachts geregnet) und so konnte ich morgens mit neuen schönen Eindrücken nach Hause (durch-)fahren.
Ledenon ist eine tolle technische Fahrerstrecke (die schnellsten Zeiten (9 Sek. schneller als ich) wurden mit 600ern gefahren), die mir sehr viel Spaß macht. Da muss ich nochmal hin....
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Fahrbilder habe ich diesmal leider keine.
Durch die frühe Abreise habe ich vergessen, Bilder beim Fotografen anzuschauen und eventuell zu kaufen.
Hier noch ein paar Bilder aus dem Paddock:
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Das Jahr hat also gut begonnen.
Nun freue ich mich noch mehr auf eine tolle Veranstaltung mit Euch in Chambley. Dann auch wieder mit meiner Lieblingsfrau
vorfreudige Grüße
vom falo