Welche Art von Bremser?

HondaStef

Member
Ich weiss....in der Theorie ist alles so einfach. In den Trainingsgruppen hört sich alles logisch an und man erfüllt (meistens) die Übungen. Aber wie sieht es in der Praxis auf der Strasse aus? Als ich im Jahr 1989 begonnen habe Motorrad zu fahren, da war noch nix mit ABS und schon gar nix mit Kurven-ABS. Also ging man fleissig Bremskurse besuchen und ich habe festgestellt, dass ich während einer konzentrierten Übung wenn alle Kursteilnehmer/innen zuschauen recht ordentlich gebremst habe. In Schreckmomenten habe ich aber jeweils vorwiegend die Vorderbremse betätigt....auch bei Nässe....und ich ging auch schon zu Boden deswegen :Konfus2:.
Heute mit dem Kombi-ABS Bremse bremse ich immer noch vornehmlich mit der Vorderbremse. Da ich immer Supersportler gefahren bin, war ich meistens so zusammengeklappt, dass ich bei Bremsungen die Fussbremse nicht oder zu spät erreichen konnte. Also habe ich mich daran gewöhnt sie wegzulassen.
Wie ist das bei Euch? Seid Ihr eher Vorderrad- oder Hinterradbremser? Oder anders gefragt: holt Ihr bei einer Vollbremsung das Maximum heraus?
Ich habe gelesen, dass das Kombi-ABS nur bei Betätigung der Fussbremse vorne mit einem Kolben mitbremst.....und beim Vorderradbremsen nur und einzig vorne.
Honda hat ja das vollelektronische ABS in Planung oder Produktion, also wird es eines Tages keine Rolle mehr spielen. Aber Stand heute denke ich, dass viele Biker trotz ABS falsch oder nicht maximal verzögern.:frech4:
 
........................
Ich habe gelesen, dass das Kombi-ABS nur bei Betätigung der Fussbremse vorne mit einem Kolben mitbremst.....und beim Vorderradbremsen nur und einzig vorne.
................

Richtig, bei der CBF ist das so. Bei meinen PAN's immer beide Räder egal ob mit Fuß oder Hand.

Und bremsen tu ich recht wenig, ich lass Rollen und ab und zu mal in die vollen zum ABS Check.
 
Wie bei Adi, möglichst nicht bremsen, "normal Bremsen" nur vorne und arges Bremsen mit sanft angelegter Fußbremse... quasi als Abhebeerkennung. Wenn's hinten noch rattert ist alles ok, wenn's Heck "rumkommt", muss man vorne etwas nachlassen, wenn's nicht rattert, geht vorne mehr...
Und klar, hinten erst mehr und dann zunehmend nach vorne verlagern... meistens bin ich zu faul für die Fußbremse und bin wenn's nötig immer wird überrascht, dass ich trotz dem zeitnah das Pedal treffe und sogar mit ABS-Unterstützung dosieren kann. Manchmal kommt mir das ABS hinten zu früh und ich versteh nicht ganz, warum das jetzt schon so aufgeregt ist, aber im Schock reingetreten hat's schon ein oder zweimal geholfen das Heck gerade zu halten...

Ich krieg grad Bilder im Kopf wie ich mit meiner ollen XJ aus dem letzten Jahrtausend vorne und hinten wechselweise ausbrechend aus 140 auf einen zu spät gesehenen Stau in der Autobahnausfahrt zuschlittere und punktgelandet mit ungeschönten, aber sagenhaften 37cm Reserve hinter einer Stoßstange zum stehen komme... ich weiß weder, ob das mit ABS entspannter gewesen wäre, noch ob das mit ABS auch gereicht hätte... mir schien damals, ich wäre "sehr gut auf der Bremse" gewesen... aus unverdientem Glück entsprungener Größenwahn vermutlich... auch mit ABS brauch ich sowas eigentlich nichtmehr :-) Jesses! Wassn Film! Voll der Horror! Die XJ war hinten digital... Bremse aus, oder Bremse an und Reifen weg... vorne kraftanalog: wer mal R4 gefahren ist, weiß was ich meine... eher reißen die Sehnen!... wassn Film :-)
 
Ich hab mit meinem Mopped ja das umgekehrte CBS und kann deshalb nicht unbedingt mitreden...

Aber :frech4: ...
Ihr habt bestimmt schon mal was von “Latsch“ gehört...
Oder erklärt bekommen zu üben, nicht vorne wild in die Bremse reinzulangen, sondern erst die Bremse anzulegen und dann stetig zu verschärfen...
Erst muss die Vorderradgabel eintauchen, dann gelingt auch der kürzere Bremsweg...

Ich wart mal besser ab, bis Blaster (ist Instruktor) das liest und ggfls. kommentiert.
 
Bei einer Gefahrenbremsung greife ich voll rein, vorn wie hinten und egal was für ein Bodenbelag.
Bei normaler Bremsung nehme ich nur vorne und wenn ich meine in der Kurve doch etwas bremsen zu müssen, war das bisher immer leicht die Hinterradbremse. Das alles bei der CBF SC58.

Mit der Streety ist bis jetzt das Kurvenbremsen weggefallen da mir die Eigenbremsung des Motor mehr als zusagt und ich die letzten 1100km noch nicht das Gefühl hatte während der Kurve zu schnell zu sein.
Vielleicht fahre ich zur Zeit aber noch zu langsam rein da mir gegenüber der CBF auffällt das ich wesentlich früher wieder an Gas gehe oder es liegt einfach am anderen Mopped was ich da auch nicht ausschließen kann.
Ich denke die laufende Saison wird das von alleine klären da die 1100 km ja noch net viel sind.
Um mich aber mit der Streety vertraut zu machen habe ich des öfteren aus 60, 80 und 100 Km/h bis zum Stillstand volles Pfund nur vorne reingelangt.
Gegenüber der CBF bewegt sich da richtig etwas, ob es ein leichtes Abheben des Hinterrades ist, keine Ahnung :mx35:
Die Hinterradbremse der Streety ist da meiner Meinung nach nur obligatorisch, Bremswirkung = gar nicht und da stehe ich mit dem Eindruck nicht alleine da als RS Fahrer :Froehlich1:
 
Hallo,

wer später bremst, ist länger schnell...

Aber wenn es denn mal nötig ist, mit beiden Bremsen in die Vollen, mit ABS auch kein Problem.
Ohne ABS erfordert es jedoch eine gewisse Feinfühligkeit, Feinmotorik, Erfahrung, um das Blockieren der Räder zu verhindern und eine optimale Bemsung hinzulegen.
 
Na dann bin ich wohl (zumindest bis jetzt) einer der wenigen, die fast ausschließlich hinten bremsen. :mx35:
In Kurven nutze ich auch oft sanft die Hinterradbremse. Das geht mit der CBF finde ich ziemlich bedenkenlos.
Bei einer Gefahrenbremsung greife ich auch voll in beide.
Generell suche ich mir vor Saisonbeginn immer einen Parkplatz und übe ein bisschen. Erst mit 30km/h und 50km/h vorne alleine, hinten alleine und beide.
Mit 70km/h dann nochmal beide. Ich möchte einfach wissen wie meine Dicke reagiert und im Ernstfall nicht nachdenken müssen.
 
Bin der 70/30 Bremser. 70 vorn, weil die Vorderbremse naturgemäß die meiste Bremsleistung bringt. In der Kurve nur beim einfahren vorn, wenn dann noch zu schnell nutze ich die hintere Bremse. Geht ganz gut bei nem V2 wegen der hohen Motorbremswirkung, die ich auch nutze.

Bei Gefahrenbremsung selbstverständlich volle Lotte beide Bremsen (trockene Bedingungen), wenn Vordereifen das Schmieren anfängt kurz den Hebel lösen und wieder anziehen. Wenn Hinterrad schmiert ist egal, das darf es tun.

Alles ohne ABS oder CBS oder sonstige Helferlein. :Froehlich3:
 
Zuletzt bearbeitet:
Yep Vossan....wie ich zu alten Zeiten. Von 29 Biker-Jahren war ich deren 27 ohne Helferlein unterwegs. Aber seit wir in einer Gegend wohnen wo ich täglich bei jedem Wetter unterwegs bin und viel Wildwechsel herrscht fühle ich mich mit ABS wohler. Vielleicht nur Einbildung und der Bremsweg ist sogar länger, da man trotz den Helferlein diese "zieh-voll-am-Hebel-Hemmung" hat. Na, ich übe bei leeren Strassen immer wieder und muss sagen, Stef, gut gibt es die Elektronik. Eines Tages werde ich ein Motorrad fahren mit Kurven-ABS, Kurven-Radar, Bewegungswarner, Stützrädern und Infrarotkamera im Helm.....! Ich muss es zugeben: mit Frau, drei Kindern, zwei Hunden, einer Schildkröte, Hypothek bin ich wohl vorsichtiger (ängstlicher?) geworden. :Konfus2:
 
Ich wart mal besser ab, bis Blaster (ist Instruktor) das liest und ggfls. kommentiert.


Ist zwar schon was her, aber das Thema ist ja immer relevant.....

Also wo fangen wir an.
Radlastverteilung, Bremslastverteilung und Fahrphysik.

Betätigt man während der Fahrt die Vorderradbremse (VRB) taucht die Vorderradgabel ein und das Hinterrad (HR) wird entlastet. Das ist in aufrechter Fahrt genauso wie in Schräglage.
Wenn man nun die VRB betätigt, taucht die Gabel ein und die Aufstandsfläche der Reifen (Latsch) wird breiter und kann, richtiger Luftdruck vorausgesetzt, mehr Bremskräfte übertragen.
Ein ruckartiges zu reißen der Bremse macht also nur bedingt Sinn, weil wir der Gabel erst die Möglichkeit geben sollten, die dynamische Radlastverteilung zu vollziehen und damit den Latsch größer zu machen. Wenn der Fahrer also schlagartig die Bremse zumacht, ist das bei ABS nicht weiter tragisch, optimal ist das aber nicht. Dazu später mehr.....

Die Bremslastverteilung wird in Einzelbremsungen ermittelt. Das beudet, es wird nur vorne gebremst, da nach dann nur hinten. Der Bremsweg wird Prozentual dargestellt und beschreibt die Bremslastverteilung. Die CBF 1000 hat ungefähr eine Bremslastverteilung von 75% vorne und 25 % hinten.
Ein Supersportler hat ca. 80%, 85% vorne, der Rest hinten. Ein Chopper ca. 70% zu 30%
Das hat unter anderem viel mit dem Radstand zu tun. Je kürzer der Radstand, desto mehr Bremsleistung überträgt das VR.

Bei einer starken Bremsung mit der VR Bremse, wird das Hinterrad immer leichter. Das bedeutet, das die Bremslastverteilung von z.B. 80% vorne zu 20% hinten, immer weiter nach vorne rutscht. Also irgendwann bei 100% zu 0% liegt, wenn das HR in der Luft steht.

Mit dem Vorwissen ausgestattet sollte, das richtige Bremsverhalten klar sein......
Kupplung zu erst, erst da nach die VR Bremse in einer steigenden Kraftkurve zuziehen (nicht zu reißen), die HRB dazu.
Allerdings braucht Ihr die HRB wirklich nur leicht zu betätigen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei einer Gefahrbremsung ist das Handlungschema.
Wenn Ihr in aufrechter Fahrt die VRB zu reißt und die die HRB ebenfalls volle Pulle zumacht,
dann wird Euch kaum etwas darin hindern, das ebenfalls bei einer Gefahrensituation genau so, in Schräglage zu tun.
Was das bedeutet dürfte jedem klar sein;-)

So, hoffe es sind alle Fragen geklärt.

Grüße
Blaster
 
Wie sagte schon mein Fahrsicherheitstrainer: "Erst wer richtig bremsen kann, kann auch Motorradfahren!"
 
Wie sagte schon mein Fahrsicherheitstrainer: "Erst wer richtig bremsen kann, kann auch Motorradfahren!"

Hatte ich glaub ich schonmal irgenwo hier erwähnt: Es gibt kein "richtig" und kein "falsch" - es gibt nur "gut" und "weniger gut".
Gut genug ist, wenn man so schnell unterwegs ist, dass man mit seiner Bremsperfomance ohne Gefährdungspotential die Herausforderungen besteht.
Genau wie bei der Linienfrage: bin ich zu schnell, ist es sehr einfach eine eigentlich lösbare Aufgabe unrettbar zu versemmeln

Ich stelle in Zeiten, in denen ein Motorrad mit 100PS fast nur dann Testsieger werden kann, wenn die Vergleichsmodelle höchsten 95PS haben und an Stammtischen auch 150PS-Raketen nicht gegen 200+PS Diven anstinken können, folgende ebenfalls grob vereinfachende Gegenthese in den Raum: "wer bremsen muss, hat zu spät gemerkt, dass er zu schnell ist".
Dann an der Bremstechnik zu feilen ist eigentlich der Versuch die Symptome zu lindern, statt die Krankheit zu heilen.
Im Sportbetrieb (idealerweise auf dem Kringel) auf dem Kringel ist das freilich etwas anders.
 
...

Mit dem Vorwissen ausgestattet sollte, das richtige Bremsverhalten klar sein......
Kupplung zu erst, erst da nach die VR Bremse in einer steigenden Kraftkurve zuziehen (nicht zu reißen), die HRB dazu.
Allerdings braucht Ihr die HRB wirklich nur leicht zu betätigen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei einer Gefahrbremsung ist das Handlungschema.
Wenn Ihr in aufrechter Fahrt die VRB zu reißt und die die HRB ebenfalls volle Pulle zumacht,
dann wird Euch kaum etwas darin hindern, das ebenfalls bei einer Gefahrensituation genau so, in Schräglage zu tun.
Was das bedeutet dürfte jedem klar sein;-)
...

Mir wurde damals (in ABS-losen Zeiten) mal gesagt:
bei niedrigen Geschwindigkeiten - also weniger als 80 - ist es im Zweifelsfall besser für dich und dein Moped wegen der Bremse hinzufallen, als irgendwo davor zu knallen. Ich erinnere mich noch, wie uns damals ständig der Unfallfilm gezeigt wurde mit dem Motorradfahrer, der seitlich ins Auto kracht und mit dem Kopp vor die A-Säule dengelt. Unser Fahrlehrer sagte dabei immer: Lieber Schlüsselbeinbruch als Genickbruch. :wirr2: Und das seitlich schlitternde Moped lässt sich nachher auch fix reparieren, wogegen der Frontaleinschlag eigentlich immer ein Totalschaden ist.

Nachdem ich dann mit den kleinen Zweirädern, also 50ccm und 80ccm Mopedchen ein paarmal wegen überbremster VRB hingefallen war hab ich mir so eine Art schräglagenabhängige Vollbrems-Ausweichtechnik angeeignet, die bis heute ganz gut funktioniert hat. Ist in etwa vergleichbar mit dem Bremshaken beim Auto, wer das noch kennt....
 
In 29 Jahren komme ich auf 4 Landungen. Einmal blieb ein Tourist vor mir in einer verdammt engen Linkskurve (bergabwärts) einfach stehen und zeigte seiner Frau die tolle Aussicht. Da konnte ich nur noch voll einschlagen und meine Fireblade noch vor der Stossstange ablegen. 2 x mitten in der Stadt weil das Auto vor mir volle Kanne einem anderen noch kurz den Vortritt nehmen wollte und sich urplötzlich anders entschied. Beim zweiten Vorfall kam ich noch zum stehen, aber der Vollpfosten vor mir: Rückwärtsgang rein und Motorrad samt Fahrer abgeräumt.....
Und einmal fuhr ich im Herbst bei Regen um die 80 und es sprang ein Reh vor das vor mir fahrende Auto....Vollbremsung auf nassen Blättern, ich zu stark vorne gebremst...und zack am Boden auf die andere Fahrbahn und ich sah nur den LKW eine Vollbremsung machen. Ich fing an wie ein Käfer seitlich zu strampeln und dann schlug ich mit dem Fuss gegen den Bordstein und es stellte mich auf wie ein Klappmesser.
Dies alles ohne ABS.....und ich denke, dass mir das ABS bei zwei Unfällen wohl nützlich gewesen wäre. Wissen tue ich es nicht und auf einen Test verzichte ich. ABER bestimmt hätte etwas mehr Abstand geholfen. Von daher bin ich auch der Meinung, dass die innere Ruhe vielfach nützt. Aber es ist nicht immer einfach ruhig, konzentriert und vorausschauend- und denkend unterwegs zu sein. Manchmal wäre man lieber im Garten geblieben oder hätte gemütlich ein Bierchen zu Hause aufgemacht. :001:
 
Zurück
Oben Unten