Das stimmt so nicht. Drehmoment ist Kraft mal Hebel. Untersetzung ist wie Hebel verlängern. Dadurch wirkt bei gleicher Belastung (Drehmoment) eine kleinere Zugkraft in der Kette.
Nuja, bei gleichem Drehmoment des Motors und gleichem Gang, wirkt die gleiche Kraft an der Kette. Dann aber durch die Umritzelung auf "kleiner" eine größere Kraft am Hinterrad.
Man kann durchaus argumentieren, dass sich durch das kleinere Ritzel eher ein erhöhtes Drehzahlniveau ergibt, mithin bei gleicher Gasgriffstellung das Drehmoment des Motors entsprechend leicht erhöht ist und deshalb Kette mehr (Motormoment) und Hinterrad doppelt mehr (Motormoment + Untersetzung) belastet sind.
Wenn man am Hinterrad die gleiche Kraft haben will, dann schont man durch Umritzeln die Kette hinsichtlich der nun kleineren Zugkraft und lediglich durch den kleineren Umlaufkreis entsteht ein wenig mehr Kettenstress als normal. Man muss dazu einfach mit weniger Gas fahren, oder einen Gang höher...
Wo in diesem Fall der Vorteil bleibt? Ist doch klar! Wenn dann überraschend mal mehr Vortrieb gewünscht oder nötig ist, kann man bei Lautstellung etwa mindestens 6% mehr Potential abrufen.
Beispiel:
mein Quirl hat bei 6kRPM folgende Eigenschaften
- etwa 52NM maximales Drehmoment
- etwa 50 PS abrufbare Leistung
- im sechsten Gang etwa 120km/h
Ritzle ich um von 16 auf 15 (6% längerer Hebel auf Hinterrad) und fahre auch im sechsten 120 ergibt sich
- Drehzahl steigt um 6% auf 6360RPM
- maximales Drehmoment 53-54NM
- ca. 58PS abrufbare Leistung
Nachdem ich kürzlich Herrn Penners Überlegungen zum Sinn von "Tuning" gelesen habe, gebe ich einen Grundgedanken mal weiter.
Wenn ich 120 Fahre, brauche ich dazu etwa 25PS. Wenn ich also in Serientrimm unterwegs bin, habe ich dann 25PS Leistungsreserve für Beschleunigung. Wenn ich umgeritzelt habe, sind's 33PS die mir dafür zur Verfügung stehen. Ich habe dann bei Vollgas eine um 37% höhere Beschleunigungsleistung (33/25) die ich mit 6% günstigerem Hebel ans Hinterrad gebe... beim Beschleunigen erhöhen sich mit der Drehzahl Drehmoment sowie Leistung und der Vorteil des kleinen Ritzels steigt.
Gefühl dürfte der größte Unterschied "untenrum und in der Mitte" sein, wo man die geringen "Reserveleistungen" zwischen Teillastbetrieb zum Geschwindigkeitserhalt und Vollastbetrieb hat und durch Drehzahlerhöhung in einen Leistungsbereich kommt, der diese Reserven signifikant erhöht. Ich war beim Lesen überrascht, wieviel das ausmachen kann, wenn man nur 6% am Ritzel ändert aber daduch rund 40% mehr gefühlten Schub bekommt.
Es ist wohl insgesamt so, dass ich umgeritzelt mit den gleichen Fahrgewohnheiten keinen nennenswerten Mehrverschleiß habe, aber wenn ich's brauche, hab ich viel mehr abrufbare Reserven, als die ärmlichen 6% Hebeländerung. Man kann freilich auch alles lassen und bei Bedarf einen oder zwei Gänge runterschalten - ist halt blöd wenn man sich im Zweiten mehr Druck wünscht.
Alle denen öfter mal im Zweiten bei Gasgriff im Endanschlag ein wenig Dynamik fehlt, sind gut beraten an's Umritzeln zu denken. Durch die technischen Vorüberlegungen wird das natürlich nicht legaler als es faktisch ist.
Mir persönlich hat die Dicke im Zweiten ab 6kRPM immer ein wenig Angst gemacht. Und bei 3-4kRPM war's für mein Empfinden ausreichend.