Moppedtest beim Bebra Revival 2019

cyrus

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Habe bisher die 2016er und 2018er 1000er Versys mal jeweils für 2 h gefahren. Sitzposition ähnlich wie bei der TDM: entspannt, fahren ließen sich KV auch gut aber muss ich die jetzt haben? - Jein.

Um mir da mehr Klarheit zu verschaffen, was ist da besser als ein ganzes Wochenende Mopped testen. Also habe ich das Bebra-Revival genutzt und mir die Versys 1000 SE für einen Wochenendtrip an die Röhn /Thüringer Wald am Donnerstag ausgeliehen (km-Stand 00365). Leider gab es keine Bedienungsanleitung zum Mopped. Eigentlich auch egal hab ja schon über 200tkm Sitzfleisch ;)
Aber für so einige Einstellarbeiteten hätte ich die schon gebraucht.

Also Donnerstag erst mal nach Hause, Koffer packen, dann kann's Freitagmorgen los gehen.
Klasse find ich, dass die Koffer Innentaschen haben - haben die meiner TDM nicht.
Unterwäsche, ein T-Shirt, ein Sweatshirt, 2 Funktionsshirts, Socken, Schuhe und Adiletten, 1. Hilfe-Taschen und Flickzeug eingepackt. Jetzt noch ne Jacke falls wir abends draußen Sitzen - Denkste - geht nicht - die Taschen sind bereits voll.
Mein Eindruck: Qualität gut, Volumen mangelhaft (weniger als 50 % meiner TDM-Koffer).

Freitagmorgen sollte es losgehen, aber am Himmel zeigten sich bedrohlich dunkle Wolken. Also muss ich auch noch meine sperrigen Regenklamotten mitnehmen. Eigentlich wollte ich ohne Tankrucksack fahren.
Dann ging's los; Erst mal auf die A4 und ab zum Treffpunkt Lustheide - Scheibe unten - es ist recht laut in meinem Schubert.
Am Treffpunkt Scheibe hochgestellt, dann ging's weiter auf der A4 bis Olpe. Jetzt war's noch lauter. Hab beim nächsten Stopp die Scheibe wieder nach unten gesetzt und dann nicht mehr verstellt. Kam so am besten zurecht.
Regen gab es nicht viel, aber die Straßen waren die ersten 200 km nass und es war recht kalt (6-8°) . Finger wurden schon etwas klamm, die Griffheizung ist etwas schwach auf der Brust. Die Bridgestones noch ziemlich neu, also erst mal verhalten gefahren.

Nach Mittag ging‘s dann bei höheren Temperaturen und trockener Straße konnte es dann doch etwas mehr zur Sache gehen. Zügige touristische Fahrweise mit vielen Gangwechseln. Hat Spaß gemacht.

Samstag rund 300 km über schöne Moppedstraßen. Die Noppen auf den Reifen waren nun abgefahren. Tempo touristisch, ich fahr im Wohlfühlbereich. Ein schöner Tag mit der Truppe, dem Wetter, das Mopped - macht Lust auf mehr.

Sonntag ging‘s wieder nach Hause noch ein paar Kurven räubern – bis Kreuztal dann auf die A4.
Ein starker Regenguss , dass war‘s dann. Bin im Weiteren BAB – Verlauf mal bis 220 km/h gefahren – Alles easy.

Mein Eindruck in Kürze:
• Koffer/Taschen viel zu klein reicht nicht für eine 3-Tagestour
• Sitzposition find ich super, man fühlt sich gut aufgehoben.
• Viele Einstellmöglichgeiten über Display, hatte leider keine Bedienungsanleitung , bin daher mit Touringmodusanzeige gefahren. Untern rechts wurde KQS angezeigt, was das auch immer bedeutet.
• Heizgriffe (es war bis zu 6° kalt) könnten mehr Power haben.
• Fahrwerk auf 1 Person mit und ohne Gepäck ausprobiert, keinen Unterscheid festgestellt.
• Schaltung mit Kupplung hakelig, ohne Kupplung ging‘s sehr gut. In den Leerlauf kam ich allerdings nur vom 1. Gang aus.
• Motor: Sahnestück, dreht von 50 km/h im 6. ohne mucken und weitgehend vibrationsfrei aber auch etwas emotionslos.
• Beim Überholen hätte ich mir aber etwas mehr Punsch gewünscht. 2 Gänge runtergeschaltet, dann geht’s.
• Fahrwerk: Ausreichend wendig und agiler als das meiner TDM, Wendekreis ist auch besser.
• Windschutz: Scheibe runter geht, muss da nochmal genauer prüfen
• Geschwindigkeit – hab mal kurz 220 auf der Uhr gehabt, konnte aber keine Unruhe im Fahrwerk feststellen.
• Reise-Dauergeschwindigkeit für mich im Wohlfühlbereich 150 bis 180 km/h möglich. Allerdings mit Ohrenstöpsel.
• Verbrauch: 5,1 bis 5,3 l
• Mopped durch Regen stark versifft, Hose/Klamotten werden aber nicht eingesaut.

Heute Morgen die KV zurückgebracht, Km-Stand 01476.

Fazit nach 1111 km: Mopped ist klasse. Wenn meine TDM ihr Besteck abgibt, brauch ich nicht mehr lange suchen.
Ansonsten: Koffer zu klein, werde mich mal auf dem Zubehörsektor umsehen. Topcase wäre für mich generell nur ne Notlösung. Es gibt nichts, was ein Motorrad hässlicher macht (meine persönliche Meinung, bitte nicht persönlich nehmen).
SE-Fahrwerk brauch ich eigentlich nicht, aber grün muss die Kawa schon sein.

PS: Als ich heute Morgen wieder auf meiner TDM saß – was soll ich sagen – der KV-Kauftermin rückt in greifbare Nähe.
 
Ich habs mit meiner Neuen genauso gemacht. Letztes Jahr Sommer Probe gefahren und dann an Ostern für 2 Tage gemietet.
Dann 600 km getestet, für gut befunden und 2 Wochen später gekauft. Unterschied, ich hab die Tracer 900 GT vom Yamaha genommen.
Da ich die schon 2 Wochen vorher reserviert hatte, hab ich die Möglichkeit des Internet genutzt und mir die Bedienungsanleitung runter geladen und konnte so schon mal reinlesen.

Zum KQS, bei mir steht QS in Display, Funktionsanzeige für den Quickshifter, geile Sache, hochschalten ohne Zugunterbrechung, einfach Gas geben und hochschalten.

Gruß Roland
 
@Jürgen
Das geliehene Mopped war in schwarz. hab mich aber in die grüne verguckt. Das Auge fährt ja schließlich mit. :Froehlich1:

@ Günter
Jetzt muss ich "nur noch" Platz in der Garage schaffen.klick/klack

@ Roland
Danke.
Wollte mir auch die Bedienungsanleitung runter laden. Hab aber nur die 2016-2018er gefunden.:mx11:
 
Meine Eindrücke einer Probefahrt zur Kawasaki 1000 Versys SE:

Ich habe mir heute beim heimischen Händler auch mal die 1000er Versys SE zur Probefahrt genehmigt, einmal Hausstrecke durchs Almetal bis Fährhaus Diemelsee und zurück. Die Strassen waren trocken und griffig, es schien die Sonne. Die erste Rutsche bis zum Fährhaus bin ich im Tour-Modus geblieben, auf dem Rückweg hatte ich bereits Vertrauen in die Möglichkeiten des elektronischen Fahrwerks und der Rückweg erfolgte im Sportmodus.

Die Versys SE ist ein rundum gelungenes, schwer unterschätztes Motorrad. Die Qualitäten des werksseitig montierten Bridgestone T31, den ich ja von der 1300er Pan noch gut kenne, boten in jeder Schräglage beste Haftung, das Fahrwerk bringen wohl nur Vollprofis oder gaskranke Heizer an die Grenze, Kurven-ABS funzt auch einwandfrei. Bei längerer Fahrt um 6000 U/min kommen leichte Vibrationen an den Boppes, aber das stört wohl eher nur bei BAB-Bolzen gen Urlaubsziel. Meine 120km Testfahrt waren tiefenentspanntes Kurvensurfen mit einem total neutralen Moped, das ohne Zicken genau das macht, was der Fahrer will. Das händisch verstellbare Windschild nimmt auch bei 180km/h jeglichen Winddruck vom Oberkörper, auch mein Shoei Neotec2 blieb gewöhnt leise, kein Sog nach vorn, das hat Kawa gut hingekriegt.

Die Sitzposition war für mich (183cm mit 83 kg) einwandfrei, Lenker griffig breit, sehr entspannter, nicht zu spitzer Kniewinkel, auch die Sitzbak passt mir mit meinem 5. LWS-Schaden optimal, was sehr selten vorkommt. Auf der R 1250 RT letzte Woche empfand ich das nicht so kommod. Was die Motorcharakteristik anbelangt, gibt es nix zu meckern. Es ist immer genügend Dunst da, auch im Sportmodus kommt reichlich, aber gegen eine KTM 1090 oder die R 1250 RT steht sie in der zweiten Reihe, zwar nicht viel, aber die Drehmomentfreaks, welche aus den Kurven voll schmettern wollen, werde da geringfügig was vermissen. Dennoch, Durchzug auch aus niedrigen Drehzahlen ist für sportliche Tourenfahrer genug vorhanden. Der 120PS-Reihenvierer ist schon ein feines seidenweiches drehfreudiges Motörchen.

Das Cockpit ist top ablesbar, auch bei voller Sonnenbestrahlung, für ein TFT nicht selbstverständlich und es lässt keine Wünsche offen. Etwas blöde finde ich, dass man in der Software vergass, Deutsch als Bediensprache einzuprogrammieren, man muss sich mit Englisch zufrieden geben. Umstellung des elektronischen Fahrwerks geht nur im Stand, das kann BMW inzwischen mit Dynamic-Esa besser, aber auch 7 Mille teurer. Zum Koffergedöns kann ich nix sagen, wäre für mich als Solo-Fahrer und TC-Benutzer wahrscheinlich immer ausreichend. Für verreisende Paare dürfte das Gepäckvolumen zu bescheiden sein, dafür sind in der SE-Editon Kofferinnentaschen Serie. Beleuchtung hat sie LED-volle Hütte mit Kurvenlicht, leider keine automatische Blinkerrückstellung, schade....hat man sich dran gewöhnt, Tempomat und Heizgriffe in Serie an Bord.

Als Fazit stelle ich fest, die Versys ist ein schwer unterschätztes tolles Multitool-Motorrad zwischen Pseudo-Enduro (= bequeme aufrechte Sitzposition) und top geeignetem Langstreckentourer, dem man im Winkelwerk auch mal deftig die Sporen geben kann, ohne das Moped sofort an seine Grenzen zu bringen. Die käme bei Überlegungen einer Anschaffung inzwischen "bei mir" noch vor der so hochgelobten BMW 1250 RT, allerdings niemals zum avisierten Listenpreis von über 17 Mille, eher als Einjähriges oder Vorführer mit angepasstem Preisniveau. Und extra von mir beim Verkäufer nachgefragt: Inzwischen hat Kawa die leidig kurzen 6tkm-Inspektionsintervalle auf 12tkm gesetzt und bei 48tkm werden auch nicht mehr (wie bei früheren Modellen) alle (heilen) Bremsleitungen lt. alten Inspektionsvorschriften getauscht, was die Kosten dann explodieren liess (siehe auch MOTORRAD-Test).

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Also wer Gedanken an einen Fahrzeugwechsel in sich trägt, sollte das Moped auch mal in seine Überlegungen einbeziehen, das Motorrad ist m. E. nicht die schlechteste Wahl.
 
Ja, wie soll ich das sagen.....:mx35:. Erstmal musst Du den jahrelang antrainierten inneren Schweinehund überwinden, überhaupt in der Kurve mehr zu bremsen, als man sich zuvor als "sturzsicher erlaubt" in den letzten 40 Jahren zugestand, das kostete Überwindung. Und wenn man dann in Schräglage in die Eisen geht, wo die Kutsche sonst garantiert vorn blockierend weggeklappt wäre, passiert ---> N I X !!! sie bremst einfach. Regelverhalten am Bremshebel oder Ähnliches, wie bei Vollbremsung gradeaus schon gefühlt, hatte ich nicht. Ich werde gewiss nie wieder so in Schräglage bremsen, das ungute Gefühl und Kopfkino war heftig, aber das soll mir ja auch nur beim undosierten "Schreckbremsen" helfen, nicht abzuschmieren.
 
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