Jetzt sind wir auch noch selbst Schuld

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saitenzerrer

Gast
Einen interessanten Artikel fand ich eben auf den Seiten einer Rechtsanwaltskanzlei:
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Motorrad contra Fahrrad: Kein Schmerzensgeld nach Unfall


Motorradfahrer k?nnen nach einem Zusammensto?mit einem pl?tzlich auf die Stra?e einbiegenden Radfahrer nicht in jedem Fall Schadensersatz- und Schmerzensgeldanspr?che geltend machen. Das hat das Landgericht Frankfurt in einem am Freitag bekannt gewordenen Grundsatzurteil festgestellt. Die 20. Zivilkammer wies die Klage eines Motorradfahrers auf Zahlung von rund 10 000 Euro zur?ck (Az: 2-20 O 8806/06).




Der Motorradfahrer hatte sich im Taunus bei einem Sturz erheblich verletzt, nachdem ein Fahrradfahrer pl?tzlich aus einem Waldweg heraus vor ihm auf die Landstra?e eingebogen war. Laut Urteil hatte er den Unfall dennoch aus eigener Unachtsamkeit selbst verschuldet. In einem Ausflugs- und Wandergebiet m?sse ein Verkehrsteilnehmer immer mit pl?tzlich auftretenden Spazierg?ngen und Radfahrern rechnen, begr?ndete das Gericht. Dar?ber hinaus sei die «Betriebsgefahr» bei Motorradfahrern ungleich h?her als bei Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern.




Das Risiko, auf dem Motorrad get?tet zu werden, sei beispielsweise sieben Mal h?her als bei anderen Verkehrsteilnehmern, zitierte das Gericht die «Zeitschrift f?r Verkehrssicherheit». Nach dieser Statistik sterben je Milliarde gefahrener Kilometer 92 Motorradfahrer, aber nur 13 Autofahrer. Diese Betriebsgefahr lasse sich bei Motorradfahrern daher «grunds?tzlich als Verschulden gegen sich selbst begreifen». Unfallfolgen w?rden schon deshalb ganz bewusst in Kauf genommen und d?rften daher «ganz ?berwiegend nicht auf den Unfallgegner abgew?lzt werden», hei?t es in der Entscheidung.



LG Frankfurt am Main, Urteil vom 30.03.2007, Az. 2-20 O 8806/06
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Ich hoffe, dass der Motorradfahrer in der n?chsten Instanz gewinnt.
Wo k?men wir denn da hin, wenn jeder Depp auf der Strasse rumturnen kann.
Ist ja auch klar. Bei Kollision mit einem PKW g?be es ja auch keinen Prozess gegen den Verursacher. Der h?tte es wahrscheinlich nicht ?berlebt.
Ich frage mich immer, ob hier der Richter/in noch unabh?ngig urteilt, oder beeinflu?t ist von seiner letzten Wochenendfahrt, an dem er/sie vieleicht von einem gest?rten Moppedfahrer ?berholt wurde.
Leider wird in unserer Gesellschaft der Motorradfahrer immer noch als genereller Rowdie gesehen.

Sollte dieser Richterspruch best?tigt werden, wird evt. der ein oder andere z?gern, ob er das Risiko des Ausweichens dann noch eingehen soll und es gibt dann vieleicht 2 Verletzte oder sogar Tote. Das kann und sollte nicht im Sinne des Gesetzgebers und der Judikativen sein.

Au?erdem kann man die Urteilsbegr?ndung auch leicht umkehren:
In einem Ausflugs- und Wandergebiet , dass h?ufig von Motorradfahrern aufgesucht wird, hat ein Fahradfahrer oder Fu?g?nger damit zu rechnen, dass Motorr?der unvermittelt auf der Fahrbahn auftauchen.
Er hat deshalb nur mit besonderer Aufmerksamkeit und nur an f?r andere Verkehrsteilnehmer gut einsehbaren Stellen die Fahrbahn zu ?berqueren.

Statistiken lassen sich auch prima missbrauchen. Was hier der Richter n?mlich ?bersehen hat:
In der Statistik des statistischen Bundesamtes f?r das Jahr 2005 ist die getroffene Aussage bez?glich des Vergleiches zwischen Motorrad und PKW Fahrern richtig. G?nzlich unber?cksichtigt ist aber die Tatsache, dass es in 2005 gegen?ber dem Vorjahr mit 21% mehr get?teten Fahradfahrern ein 19% h?heres Risiko gegen?ber den Motorradfahrern gibt get?tet zu werden, da deren Anstieg nur bei 2% liegt.
Motorradfahren ist und bleibt gef?hrlich, aber Fahradfahren eben auch. Daraus ein vors?tzliches Selbstverschulden abzuleiten halte ich strikt f?r falsch.
Hier?ber sollte sich so ein Richter vor seiner Entscheidungsfindung mal Gedanken machen.


Gru?
Michael
 
Dieses Urteil kenne ich, man m?sste aber den genauen Unfallhergang wissen, um dar?ber wirklich ernsthaft zu diskutieren. Laut diesem Bericht ist vieles offen und es gibt etliche M?glichkeiten, wie es zu dem Unfall gekommen ist, ich w?rde da nicht so vorschnell urteilen.

Tatsache ist aber trotzdem, dass wir bei Gericht teilweise benachteiligt werden. Liegt aber daran, dass dort viele Dosenfahrer sind, die einen gewissen Neid auf uns haben, da wir doch gewisse Freiheiten ihnen gegen?ber haben. Stellt euch mal vor ein Richter steht zwei Stunden im Stau und einige Motorradfahrer fahren an ihm vorbei, bei uns ist das erlaubt, wie wird wohl sein n?chstes Urteil gegen?ber einem Motorradfahrer aussehen und Befangenheit kann man ihm nicht nachweisen.

lg, Johann
 
Original
von Jomar59

...
Tatsache ist aber trotzdem, dass wir bei Gericht teilweise
benachteiligt werden. Liegt aber daran, dass dort viele Dosenfahrer
sind, die einen gewissen Neid auf uns haben, da wir doch gewisse
Freiheiten ihnen gegen?ber haben. Stellt euch mal vor ein Richter steht
zwei Stunden im Stau und einige Motorradfahrer fahren an ihm vorbei,
bei uns ist das erlaubt, wie wird wohl sein n?chstes Urteil gegen?ber
einem Motorradfahrer aussehen und Befangenheit kann man ihm nicht
nachweisen.
lg, Johann
Es ist doch so, dass von einem Mopped oder einer Dose eine
grunds?tzliche Betriebsgefahr ausgeht. Das f?hrt dazu, dass bei
Unf?llen mit Fahrr?dern bzw. Fu?g?ngern der motorisierte
Verkehrsteilnehmer immer die Schuld bekommen wird. Und da wird kein
Unterschied gemacht, ob es ein Motorrad oder Auto ist. Die Gerichte
vertreten die Auffassung, dass der motorisierte Verkehrsteilnehmer
geschult ist und letztendlich auf alles vorbereitet sein m?sste, was im
Stra?enverkehr passieren k?nnte. Und wenn doch mal was passiert ist die
Schuldfrage schnell gekl?rt. Ist zwar ungerecht aber meistens wird so
geurteilt. Meine Finanzministerin ist B?roleiterin bei einem Anwalt f?r
Verkehrsrecht und da kommen solche Dinge sehr oft vor. Man muss schon
Hellseher sein und im voraus wissen von wo jemand kommt und was er tun
will :evil:. Und wenn man dann richtig reagiert ist man auf der
sicheren Seite. Vielleicht.
 
Ich finde das Urteil auch ziemlich heftig, auch wenn es hier sicher etwas aus dem konkreten Kontext heraus gerissen diskutiert wird.
Allerdings: Soweit ich wei?sind alle Urteile unterhalb OLG das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Das sagt zumindest immer unser Gutachter, der f?r meine Firma t?tig ist.
Bleibt also f?r uns alle und insbesondere den betroffenen Biker zu hoffen, da?diese Entscheidung schnell von ?bergeordneter Stelle revidiert wird.
 
Original von Primus
Allerdings: Soweit ich wei?sind alle Urteile unterhalb OLG das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.

Bravo und danke, Primus!

M?glicherweise hat es bei diesem Unfall den Radler noch schlimmer erwischt als den Moppedfahrer, was beim Landrichter zu Mitleidsrabatt gef?hrt haben k?nnte.

Vom OLG Frankfurt steht aber zu erwarten, da?es die Dinge wieder gerader?ckt.

Ähnlich: OLG N?rnberg

Viele Gr??e,
Bernd aus WI
 
Hallo

Ich schlie?e mich der Meinung von Michael an.Wenn so ein Urteil;(falls es der Richter n?chtern gef?llt haben sollte) normal w?re,k?nnten alle vor uns auf der Stra?e rumspringen wie sie wollten.
Das kann doch wohl nicht sein.

Gru?dieter

Oder ist das etwa so wie: Wenn ich Moslem in Deutschland bin,kann ich meine Frau dreschen.Die geh?ren wohl etwa in einen Topf!
 
Hallo Dieter,

es gibt in fast jedem Bereich extreme Abweichler. In der Justiz sind solche Einzelk?mpfer nat?rlich besonders gef?rchtet, denn eigentlich steht das GG daf?r, da??berall in der Republik gleiches Recht gilt und gleiche F?lle auch gleich beurteilt werden. Richterliche Unabh?ngigkeit hin oder her.

Aber Schill, "Lampenrichter" und "Erdbeerrichter" oder die - inzwischen abgel?ste - Richterin mit der ehelichen Pr?gelstrafe versauen halt den Ruf der ganzen Branche. So wie wir Moppedfahrer unter den Extremrasern leiden.

Aus eigener, privater Erfahrung kann ich aber auch nur beipflichten, da?Recht haben und bekommen zweierlei Paar Schuhe sind. Schon die R?mer sagten: "Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand." F?r Klugschei?er: "Coram iudice et in alto mare sumus in manus dei".

Viele Gr??e,
Bernd aus WI
 
Glaubt mir, einem alten Rechtsanwalt:


Vor Gericht und auf Hoher See befinden wir uns alle in Gottes Hand.
 
Die Logik ist doch ganz klar: Nicht Motorrad fahren, nicht das Fahrrad benutzen - das senkt das Risiko ungemein!
Am besten gar nicht aus dem Haus gehen.
Noch besser: Gar nicht erst geboren werden! Dann geht man auch wirklich ?berhaupt kein Risiko ein.
 
Hallo,

so ist es nun mal daran werden wir nichts ?ndern!

Danke Deutschland! :germany.gif

Gru?Rainer :Mopedfahrer2:
 
Original von Primus
Ich finde das Urteil auch ziemlich heftig, auch wenn es hier sicher etwas aus dem konkreten Kontext heraus gerissen diskutiert wird.
Allerdings: Soweit ich wei?sind alle Urteile unterhalb OLG das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Das sagt zumindest immer unser Gutachter, der f?r meine Firma t?tig ist.
Bleibt also f?r uns alle und insbesondere den betroffenen Biker zu hoffen, da?diese Entscheidung schnell von ?bergeordneter Stelle revidiert wird.


...ich vermute nun einfach mal, dass dieser Radfahrer auch Autofahrer ist. Au?er er w?r unter 18 oder ?ber 95... (so wie wir auch nicht nur Mopped sondern auch Autofahrer sind) ...ergo h?tte er eigentlich auch die n?tige Sorgfalt walten lassen sollen, bevor er mit dem Rad die Stra?e ?berquert. ...h?tte er mit seinem Auto die Stra?e ?berquert... wer wei?... vermutlich h?tte es keinen Unfall gegeben.

Ich staune immer wieder, wie Radfahrer - ohne sich auch nur ansatzweise StVo-gerecht - sich ?ber Gehwege, an roten Ampeln vorbei, entgegen der Fahrtrichtung oder r?pelhaft druch Fu?g?ngerzonen brettern... alles schon selbst erlebt!

Gegen diese Spezies hilft einfach nur: langsam, vor- und umsichtig M?ppifahren.

Bikergr??le vom Neckarstrand - Maggy
 
Original von saitenzerrer

"Auszug"
Das Risiko, auf dem Motorrad get?tet zu werden, sei beispielsweise sieben Mal h?her als bei anderen Verkehrsteilnehmern, zitierte das Gericht die «Zeitschrift f?r Verkehrssicherheit». Nach dieser Statistik sterben je Milliarde gefahrener Kilometer 92 Motorradfahrer, aber nur 13 Autofahrer. Diese Betriebsgefahr lasse sich bei Motorradfahrern daher «grunds?tzlich als Verschulden gegen sich selbst begreifen». Unfallfolgen w?rden schon deshalb ganz bewusst in Kauf genommen und d?rften daher «ganz ?berwiegend nicht auf den Unfallgegner abgew?lzt werden», hei?t es in der Entscheidung.



LG Frankfurt am Main, Urteil vom 30.03.2007, Az. 2-20 O 8806/06
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1. Ich habe zu diesem Beitrag bereit in einem anderen Forum Stellung genommen.

2. Soviel ich wei?ist das Urteil noch nicht rechtskr?ftig

3. W?rde, wenn ja, der von mir markierte Teil bedeuten, das bis zu einem neuen Urteil (ich sage es mal unverbl?mt), jeder, einen Motorrad Fahrer von der Bahn kicken kann wie er will (Auto, Fahrrad, Fu?g?nger, Hase, Igel :D). Nachher kann er sich dann darauf berufen, das der Motorrad Fahrer ja selber Schuld sei, denn er hat ja "die Unfallfolgen ganz bewu?t in Kauf genommen" Er ist ja freiwillig auf das Motorrad gestiegen, und wollte deshalb unbedingt in einen f?r ihn tragischen Unfall verwickelt werden!?????

4. Bleibt zu hoffen das das Urteil sehr schnell gekippt wird!

Nick
 
Original von bretzel

3. W?rde, wenn ja, der von mir markierte Teil bedeuten, das bis zu einem neuen Urteil (ich sage es mal unverbl?mt), jeder, einen Motorrad Fahrer von der Bahn kicken kann wie er will (Auto, Fahrrad, Fu?g?nger, Hase, Igel :D). Nachher kann er sich dann darauf berufen, das der Motorrad Fahrer ja selber Schuld sei, denn er hat ja "die Unfallfolgen ganz bewu?t in Kauf genommen" Er ist ja freiwillig auf das Motorrad gestiegen, und wollte deshalb unbedingt in einen f?r ihn tragischen Unfall verwickelt werden!?????

Das w?rde bedeuten, dass Moppedfahrer von Hause aus

1. Freiwild sind,
2. potentielle Selbstm?rder

sind. Am besten ich schiebe meine Dicke ab jetzt. Vielleicht bin ich dann auf der sicheren Seite.
 
diesen Bericht finde ich sehr gut von dir alle Achtung h?ttest Jurist werden sollen
 
Solch eine Rechtssprechung erinnert mich an DDR Zeiten (bitte um Verzeihung f?r die dort geborenen), aber dort habe ich schon erlebt das man wegen einer Panne auf der Autobahn, wohlgemerkt auf dem Seitenstreifen stehend, wegen Verlassen der Transitstrecke ein Bu?geld bekam.

Wir leben in Schildb?rger Land :evil:

Nick
 
Ja und letzte Woche in Stuttgart

fuhr ein Radfahrer, bei Rot ?ber die Ampel die Krezung war ja frei und weit und breit nichts zusehen!

Und nach 3 Sekunden war er tot durch seine eigene Aroganz und Dummheit, den die Stadtbahn die von links kam hatte er leider nicht gesehen!

Und wer ist schuld ? Ja wer schon, der die Ampel bedient hat und das war ein Fussg?nger der h?tte damit rechnen m?ssen das Fahrradfahrer sich nicht an die Verkehrsregelnhalten!(auch, wenn diese einen F?hrerschein haben)

Aber vieleicht wollte der Fahradfahrer sich nur umbringen solls ja auch geben!
 
Original von Mars
Ja und letzte Woche in Stuttgart

fuhr ein Radfahrer, bei Rot ?ber die Ampel die Krezung war ja frei und weit und breit nichts zusehen!

Und nach 3 Sekunden war er tot durch seine eigene Aroganz und Dummheit, den die Stadtbahn die von links kam hatte er leider nicht gesehen!

Und wer ist schuld ? Ja wer schon, der die Ampel bedient hat und das war ein Fussg?nger der h?tte damit rechnen m?ssen das Fahrradfahrer sich nicht an die Verkehrsregelnhalten!(auch, wenn diese einen F?hrerschein haben)

Aber vieleicht wollte der Fahradfahrer sich nur umbringen solls ja auch geben!

Hallo Mars,

.... siehe dazu meine Meinung etwas weiter oben @ rote Ampel

Bikergr??le vom Neckarstrand - Maggy
 
Ach ich wei?nicht so recht!
Ich fahr´ beides: RAD und MOPPED.
Ich denke man sieht das immer aus der jeweiligen Sicht mit "blinden" Augen!
Soll heissen: ist doch klar das man sich als Moppedfahrer gegen ein solches Urteil wehrt und darauf schimpft.
Ganz objektiv beurteilen kann´s von uns eh keiner - daf?r wissen wir doch viel zu wenig ?ber den Unfall.
Ich kenne Radler die fahren wie die Sau und ich kenne Moppedfahrer die einen Knall haben!
Dies hier ist ein MOPPED-Forum also wird´s halt aus dieser Sicht gesehen.
Gruss
Christoph
 
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